15. Mai 2013 · Kommentare deaktiviert für Vom multikulturellen Klassenzimmer ins multikulturelle Lehrerzimmer am 16. September 2013 · Kategorien: Aktuelles, Veranstaltungen

Bildungsbiographien und professionelles Selbstverständnis von Lehrerinnen und Lehrern in der Einwanderungsgesellschaft am Montag, den 16. September 2013 in der Tagungsstätte Reinhardswaldschule Rothwestener Str. 2-14, 34233 Fuldatal

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Information

„Vom multikulturellen Klassenzimmer ins multikulturelle Lehrerzimmer“ Die sprachliche und kulturelle Vielfalt in bundesdeutschen Klassenzimmern findet bisher in den Lehrerzimmern keine Entsprechung. Dabei können, so zeigen Studien aus klassischen Einwanderungsländern, Lehrende mit Zuwanderungsgeschichte zur Gestaltung von interkulturell orientierten und Mehrsprachigkeit reflektierenden Bildungsprozessen wesentlich beitragen,  gerade auch als Rollenvorbilder für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund.

Der Fachtag am 16. September 2013 bietet Kolleginnen und Kollegen aus den hessischen Studienseminaren, Mentoren und Mentorinnen an den Ausbildungsschulen sowie Lehrkräften im Vorbereitungsdienst ein Forum, die Chancen und Herausforderungen dieses für die interkulturelle Schulentwicklung zentralen Themas  kennenzulernen und gemeinsam zu diskutieren.

Frau Prof. Dr. Karin Bräu wird in ihrem einführenden Vortrag am Vormittag einen Zugang zum Thema “Wir brauchen euch! Einblicke in die politische und wissenschaftliche Debatte um Lehrer und Lehrerinnen mit Migrationshintergrund“ vorstellen. Frau Bräu setzt sich in ihrem Beitrag auch mit den vielfältigen Erwartungen an Lehrer und Lehrerinnen mit Migrationshintergrund auseinander, die ihrerseits nicht frei von kulturalisierenden Zuschreibungen sind. Dieser Zugang entspricht auch dem Ansatz einer selbstreflexiven Professionalisierung von Lehrerinnen und Lehrern, die im Vorbereitungsdienst maßgeblich ist. Am Nachmittag  schließen sich drei Workshops an, um die Thematik zu vertiefen und Praxisbeispiele kennenzulernen.

Workshops

Interkulturelle Kompetenz im Lehrerzimmer
Hendrik Harteman, Spiegelbild-Jugendinitiative des Aktiven Museums, Wiesbaden

Migration und Interkulturalität sind viel verwendete Begriffe im Kontext Schule. Oft wird dabei Migrationshintergrund als Chiffre für das Andere, das Fremde, das Problematische verwendet. Wenn es um Lehrkräfte geht,  wird Migration dabei als besondere und positive Ressource betont. Ist diese Kompetenzzuschreibung als Vorteil und Kompliment zu verstehen? Inwiefern birgt sie Probleme, etwa dass „Interkulturalität“ als Aufgabe an ausgesuchte Einzelne delegiert wird? Können Lehrerinnen und Lehrer bei all der bildungspolitischen und öffentlichen Betonung, einen besonderen Stellenwert zu haben, noch selbstbestimmt mit ihrer Ethnizität umgehen?  Und wie kann ein Lehrerkollegium mit weit verbreiteten kulturalisierenden Sichtweisen reflexiv umgehen? Die Workshop-Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen die Möglichkeit, eigene Perspektiven auf das Thema auszutauschen und neue kennenzulernen. Ziel ist die Reflexion von Zuschreibungsmechanismen und die Stärkung eigener Haltungen, um ein interkulturell kompetentes Lehrerzimmer zu sein.

Frankfurter Modell zur Mehrsprachigkeit
Turhan Dalmis, Fachberaterzentrum (FBZ) für Herkunftssprachen, Mehrsprachigkeit und schulische Integration, Frankfurt

Im Workshop werden zwei Projekte aus dem Frankfurter Modell zur Mehrsprachigkeit vorgestellt: Zum einen das „Koordinierte Lernen mit Herkunftssprachen/ Familiensprachen KOALA/ KoLeF“, das die Wechselwirkung  zwischen Erstund Zweitsprache in den Blick nimmt und kontrastive Spracharbeit als eine Voraussetzung für die Erweiterung der Sprachkompetenz sieht. Dies wird mit Beispielen aus dem Türkischen und Portugiesischen konkretisiert. Zum anderen wird das „Mittelmeerprojekt“ vorgestellt, bei dem die kulturelle Öffnung des Regelunterrichts mit Themen aus den Herkunftsländern unter Berücksichtigung der Lehrpläne für  Geschichte/Geografie/GL und des Kompetenzerwerbs im Mittelpunkt steht. Zudem wird bei diesem Projekt die natürliche Mehrsprachigkeit der Schüler/innen mit Migrationshintergrund unterstützt sowie mehrsprachiges Material in Klassen mit herkunftsheterogener Schülerschaft zur Verfügung gestellt.

Migrationspädagogik – kritische Reflexivität in der Lehrerbildung
Saphira Shure, Praxiswerkstatt Migrationspädagogik, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Die Migrationspädagogik greift die durch Migration angestoßene Problematisierung von Grenzen auf und macht diese zu einem zentralen Thema einer Pädagogik in der Migrationsgesellschaft. Hierbei geht es auch um  „symbolische Grenzen“, die in das Leben von Menschen und auch in deren Bildungsbiografien eingeschrieben sind. Der migrationspädagogische Blick erkennt zum Beispiel, dass das Sprechen über den  ‚Migrationshintergrund‘ ein machtvolles Sprechen über Zugehörigkeit ist, das mit symbolischen und „wirklich“ folgenreichen Ein- und Ausschlüssen verbunden ist.

Den Teilnehmer/innen des Workshops wird die Möglichkeit gegeben, das pädagogische Handlungsfeld Schule aus der Perspektive Migrationspädagogik zu betrachten. Es wird darum gehen, der Frage nachzuspüren, wie  ‚Professionalisierung‘ in der Migrationsgesellschaft jenseits der (Re)Produktion von kulturalisierenden Sprechund Betrachtungsweisen denkbar ist. In diesem Zusammenhang wird „kritische Reflexivität“ als Leitlinie ‚pädagogischer Professionalität‘ beschrieben.

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